Liebe Freunde unserer Bühne,

Presseberichte zu den einzelnen Aufführungen findet ihr unter "Unsere Stücke" auf der jeweiligen Seite, eine Auflistung unter "Einzelartikel".

Die folgenden Texte berichten über die Entstehung unseres Puppentheaters und über unsere Arbeit.

 


Ostfriesen-Zeitung - Wochenend-Magazin -

Samstag, 19. Juli 2008

Oldersumer lassen die Puppen tanzen

von Rudi Meyer

Theater mit fünf Spielern und mehr als 50 Figuren hat im Dorf einen erfolgreichen Start hingelegt

Petra Hölzemann-Brands hatte die Idee. Mittlerweile wagt sich die Gruppe sogar an ein eigenes Stück.

Hinter jedem Theatererfolg stecken Menschen, die das ganze Drumherum organisieren. Das ist bei großen Bühnen nicht anders als bei Puppentheatern. Außerdem braucht jedes Projekt einen Initiator, und das war bei den „Oldersumer Puppenspölers“ Petra Hölzemann-Brands. Seit vier Jahren lebt die gebürtige Rheinländerin in Oldersum. Im vergangenen Herbst hat sie einen lange gehegten Traum umgesetzt und die „Oldersumer Puppenspölers“ gegründet.

Den Wunsch hatte sie schon sechs Jahre zuvor verspürt, nach den schrecklichen Terroranschlägen von New York, Washington und Pennsylvania vom 11. September 2001. Damals war Petra Hölzemann-Brands gerade auf dem Flughafen von Vancouver an der kanadischen Pazifikküste, wo sie einige Zeit gelebt hat. Ihr Gedanke nach den Angriffen war: Man muss den schrecklichen Ereignissen in der Welt etwas Positives entgegensetzen. Ganz im Kleinen, vor Ort, dort, wo man lebt. Etwas, was den Menschen Freude bringt und den Kindern spielerisch zeigt, dass sich letztlich immer das Gute und Anständige durchsetzt, wenn man nur will.

Doch erst in Oldersum fand die ehemalige Lehrerin schließlich den Mut, andere Menschen dafür anzusprechen, denn allein kann man eine Puppenbühne nicht betreiben. Bei Gesprächen mit Nachbarn und neuen Bekannten merkte sie, dass in Oldersum viele Talente schlummern. So warb sie bei ihren neuen Freunden für das Puppentheater. Die Erste, die begeistert mitmachte, war Elke Deuber aus dem Gitarrenchor. Sie hatte sogar noch alte, handgefertigte Puppen auf dem Dachboden. Zu den „Oldersumer Puppenspölers“ stießen dann noch Maike van Dettum und Christel Wilden. Petra, Elke, Maike und Christel setzten sich zusammen, brachten Ideen aufs Papier, arbeiteten Texte aus, ersteigerten zusätzliche Puppen bei E-bay im Internet und „sprangen dann ins kalte Wasser“ mit ihrem ersten Stück, wie Petra Hölzemann-Brands berichtet. „Inzwischen haben wir mehr als 50 Puppen“, sagt die Theaterleiterin stolz.

Zur großen Freude aller Beteiligten war schon der erste Auftritt auf dem Oldersumer Weihnachtsmarkt 2007 ein voller Erfolg. „Kasperle hilft dem Nikolaus“ hieß das Stück. Die Idee und die Dialoge kamen aus dem Textbuch „Kasperle ist wieder da“. Erfolg macht Mut. Schon beim nächsten Stück wagte man sich deshalb an Größeres. „Vom Fischer und seiner Frau“ wurde von Petra Hölzemann-Brands nach dem berühmten Märchen von Philipp Otto Runge geschrieben. In der „Oll Pasteree“ in Rorichum wurde das Puppenstück am 18. Mai aufgeführt – vor vollem Haus. Der Erlös wurde für die Restaurierung der Orgel in Rorichum gespendet. Vorausgegangen waren – wie schon vor der Darbietung beim Weihnachtsmarkt – vier Monate intensiver Vorbereitungen, Bau des Bühnenbildes und Proben, Proben, Proben. Mindestens einmal pro Woche wird gemeinsam geübt. Ansonsten heißt es für alle Beteiligten: Texte lernen. Der Erfolg in der Pastorei soll jetzt im Rahmen der Ferienpassaktion im Klottjehus in Oldersum wiederholt werden. „Gern würden wir auch woanders spielen. Zum Beispiel in Schulen, Krankenhäusern oder Alten- und Pflegeheimen“, sagen die Puppenspielerinnen.

Sie haben jetzt Verstärkung durch die 15-jährige Jessica Deuber bekommen, die sich für die Kleinbühne begeistert. Die „Oldersumer Puppenspölers“ spielen „Vom Fischer und syner Fru“ das nächste Mal am Freitag, 25. Juli, um 15 Uhr im Klottjehus in Oldersum (Moormerland). Karten sind im Vorverkauf im Bürgerbüro der Gemeinde Moormerland und in „De lüttje Teestuv“ in Oldersum erhältlich, wo es angeblich den besten Käsekuchen der Welt gibt. Aber auch an der Theaterkasse sind noch Karten erhältlich.

Die Puppenspölers möchten mit dieser Vorstellung den Heimatverein Oldersum beim Projekt „Erhalt der Alten Waage“ unterstützen. Mittlerweile hat sich Petra Hölzemann-Brands sogar an ein eigenes Stück gewagt. Das soll auf dem Oldersumer Weihnachtsmarkt uraufgeführt werden. „Die gestohlene Großmutter“ ist der Arbeitstitel. „Es ist schon seltsam. Da versucht man seit vielen Jahren, seinen Traum von einer Puppenbühne umzusetzen. Kommt dann nach Ostfriesland, und dann geht alles wie von selbst“, freut sich Petra Hölzemann-Brands.

 

 

TeZett - Donnerstag, 13. November 2008

 

Puppenspiel voller Leidenschaft

Vier Frauen und ein Mädchen sind die „Oldersumer Puppenspölers“ Einziges Ensemble in der Region

Von TeZett-Redakteurin Kirsten Bädeker

Oldersum:

In der „Lüttje Teestuv“ im alten Hafenviertel von Oldersum sind jetzt Kasperle und Co. zu Hause. Seit über einem Jahr proben hier die „Puppenspölers“, die einzige Puppenbühne der Region. Seitdem hat sich das Ensemble bereits einen Namen gemacht durch phantasievolles, leidenschaftliches Spiel.

Die Idee, eine Puppenbühne ins Leben zu rufen, kam von Petra Hölzemann-Brands. Als Hauptschullehrerin hatte sie bereits mit Schülern Puppentheater gespielt und den Gedanken, selbst eine Bühne zu gründen, nie aus den Augen verloren. Kurzerhand sprach sie im vergangenen Jahr mehrere Bekannte in Oldersum an. „Ich hatte selbst einige Jahre Puppen gebastelt und war sofort Feuer und Flamme“, erinnert sich Elke Deuber. Und auch Maike van Dettum und Christel Wilden waren sogleich mit von der Partie.

Mit vielen Ideen und voller Elan machten sich die vier Frauen an ihr erstes Stück „Kasperle hilft dem Nikolaus“. „Wir hatten nichts. Keine Bühne, Keine Ahnung“ erinnert sich Petra Hölzemann-Brands schmunzelnd an die Anfänge. Auf einer Lattenbühne, die Petras Mann Ebbel zusammengezimmert hatte, wurde zunächst im Garten geprobt. Schnell lernten die Puppenspielerinnen, wie umfangreich die Vorarbeiten bei einem Puppentheaterspiel sind. „Es kam immer noch mehr dazu, je länger wir probten“, erzählt Christel Wilden. Neben der Bühne samt Technik sowie der Puppenausstattung musste unter anderem auch die Arbeit am Text und an den Rollen berücksichtigt werden.

 

Ein Stück Persönlichkeit

Tatkräftige Hilfe gab es nicht nur von Ebbel Brands, der mittlerweile eine solide und schöne Holzbühne gebaut hat, die in der Teestube aufgebaut ist. Christel Wildens Mutter Gerda Speckmann half von Anfang an dabei, die Kostüme der Puppen zu schneidern. Nach monatelanger Arbeit voller Spaß und immer neuen Herausforderungen wurde die erste Vorstellung ein voller Erfolg. Elke Deubers Tochter Jessica war so begeistert, dass sie unbedingt mit zu den Proben kommen wollte. Seitdem ist sie selbst Mitglied der Puppenspölers und übernimmt mittlerweile wichtige Rollen.

Die größte Herausforderungen für die Laiendarstellerinnen ist es, die Puppen mit Leben zu füllen. „Man bringt dabei ein Stück seiner Persönlichkeit ein“, weiß Petra Hölzemann-Brands. Und so stellt sich schnell heraus, wer für welche Rollen am besten in Frage kommt. „Maike zu Beispiel spielt eher die lustigeren, lauteren Figuren, wie etwa den Kasper. Ich übernehme dagegen eher die ruhigeren Rollen“, sagt Christel Wilden.

Sie selbst spielt außerdem alle plattdeutschen Rollen, denn es wird nicht nur auf hochdeutsch, sondern auch up platt gespielt.

Lange üben mussten die Laienschauspielerinnen anfangs aber auch die Handhabung der Puppen. „Denn es ist gar nicht so leicht, so eine Puppe lange nach oben zu halten“, erzählt Christel Wilden lachend. Die Enge hinter der Bühne erfordert zudem eine gute Zusammenarbeit, die mittlerweile fast perfekt funktioniert.

Ohnehin müssen so manche logistische Meisterleistungen vollbracht werden. Wenn es etwa gilt, das schlafende Dornröschen während der Vorführung nicht mit den anderen Figuren von der Bühne zu stoßen oder mit vielen Tricks die richtigen Geräusche zu erstellen. Natürlich gibt es dennoch die eine oder andere kleine Panne zu verzeichnen. „Neulich flog zum Beispiel einem Prinzen der Kopf ab“, erklärt Maike van Dettum lachend. Doch weil der ohnehin gerade in einer Hecke verschwinden musste, war dies kein Problem.

 

Leuchtende Kinderaugen

 „Improvisationstalent ist sowieso gefragt, weil wir ja auf das Publikum reagieren müssen“, weiß Petra Hölzemann-Brands zu berichten. Die Lehrerin ist der „Motor“ der Gruppe, schreibt viele Stücke selbst oder adaptiert sie, sorgt für die passende musikalische Untermalung und koordiniert auch die Termine. Bei aller Mühe, die das macht, ist ihr und vier Mitspielerinnen doch die Belohnung sicher: die leuchtenden Kinderaugen und das große Lob der Erwachsenen, wenn eine Vorstellung wieder erfolgreich über die Bühne gebracht wurde.

 

Ostfriesland Magazin / Ausgabe Januar 2009

Mehr als ein Kinderspiel

Sie lassen mit Hingabe die (Hand-) Puppen tanzen: Fünf Frauen aus Oldersum haben sich im Herbst 2007 zu einem Kleintheater-Team zusammengeschlossen und bereits vier Stücke ins Programm genommen. Grundlage sind 50 Figuren und eine mobile Bühne.

Ritter Roland schlittert unaufhaltsam ins Schlamassel. Zuerst verfängt sich der schmucke Jüngling mit den Haaren in der Hecke des Märchenschlosses, dann verliert er vollends den Kopf. Der trennt sich nämlich von seinem hölzernen Hals und landet, klack-klack, vor der ersten Zuschauerreihe auf dem Boden. Einen Moment ist es still, dann kichern die Kinder und Erwachsenen los. Nur die Spielerinnen der "Oldersumer Puppenspölers" verkneifen sich, wenn auch mühsam, das Lachen. Rasch rettet eine von ihnen des Ritters Haupt - schließlich soll Dornröschen alsbald aus ihrem hundert Jahre währenden Schlaf erweckt und geehelicht werden. Routiniert führt die fünfköpfige Truppe das Spiel zu Ende. Zwei weitere Vorstellungen beim Herbstfest im Kindergarten Veenmäuse in Veenhusen gehen glatt über die Bühne; Spaß und Spannung kommen dabei auch ohne vergnügliche "Panne" nicht zu kurz.

Drei Inszenierungen hat das Frauen-Team um die gebürtige Rheinländerin Petra Hölzemann-Brands in nur zehn Monaten zur Aufführung gebracht. Die ehemalige Lehrerin lebt, nach langem Aufenthalt in Kanada, seit fünf Jahren mit ihrer Familie in Oldersum. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York hatte sich bei ihr das Bedürfnis entwickelt, ganz im Kleinen ein Gegengewicht, etwas Lebensbejahendes zu den zerstörerischen Ereignissen zu gestalten. Etwas, das vor Ort vielen Leuten Freude bringen würde, und Kindern außerdem spielerisch vermitteln könnte, an das Anständige im Menschen zu glauben.

In ihrem ostfriesischen Wohnort kam Petra Hölzemann-Brands schnell in Kontakt mit Nachbarn und anderen Einwohnern. Hier reifte auch ihre Idee von einer Puppenbühne. Auf der Suche nach Mitwirkenden sprach sie Bekannte und Freunde an. Als erste fand sich Elke Deuber vom Gitarrenchor, die außerdem einen Dachbodenfund in Gestalt mehrerer alter handgefertigter Puppen zu Petra Hölzemann-Brands' Figurenbestand beisteuerte. Maike van Dettum, ebenfalls Gitarrenspielerin, und Christel Wilden aus der Nachbarschaft schlossen sich an. Am 11. September 2007 rief das Quartett die "Oldersumer Puppenspölers" ins Leben. Die Frauen einigten sich bald auf "Kasperle hilft dem Nikolaus" und auf eine Erstaufführung beim Oldersumer Weihnachtsmarkt 2007.

Mitstreiter fanden sich auch in den Familien. Gerda Speckmann, Mutter von Christel Wilden und begabte Schneiderin, betätigt sich bereitwillig als Gewandmeisterin. Auch die Ehemänner und ein Sohn erklärten sich zur Mitarbeit bereit: Ebbel Brands baute mit Akribie eine tragbare Bühne und nimmt auch Umbauten vor. Jörg Deuber beschäftigt sich mit dem Aufbau einer Internet-Homepage. Jost Wilden beteiligt sich in Sachen Fahrdienst und Kistenschleppen, Sohn Frank hat als Elektrofachmann die Beleuchtung ausgetüftelt.

Schon der erste Auftritt war ein Erfolg und gab Ansporn zum Weitermachen. Die Truppe einigte sich auf ein Stück, das auch Erwachsene ansprechen würde, und Petra Hölzemann-Brands machte sich ans Werk: Sie schrieb eine Puppenbühnen-Fassung des Märchens "Vom Fischer und seiner Frau" von Philipp Otto Runge, in der sie hintersinnig auch aktuelle Bezüge unterbrachte - etwas zur NDR-Reihe "Bauer sucht Frau". Gleichzeitig wurde der Puppenbestand erweitert. Fündig wurde die Theaterleiterin unter anderem im Internet, mehrere Exemplare konnte sie von einer ehemaligen Dresdner Puppenbühne übernehmen. Den Fischer und seine Ilsebill schuf Mitspielerin Elke Deuber: in kunstvoller Handarbeit fertigte sie das Pärchen selbst. Derzeit zählen mehr als 50 Puppen zum Fundus, einige warten noch auf ihren Einsatz, ab und an kommt eine neue dazu. Neben den Standardfiguren für bestimmte Produktionen wie Kasperle und Großmutter, Prinzessin, Fee und Königspaar, Polizisten und Wächter gehören dazu unter anderem der knuffige Hund Struppi, Räuber Rinaldo Rigatoni und seine Miträuber Pizza und Pasta sowie ein "Ur-Ostfriese" mit Namen wie Jan-Hinnerk und Enno. Am 18. Mai fand die Uraufführung "Vom Fischer und seiner Frau" in der ausverkauften "Oll Pasteree" in Rorichum statt. Den Erlös spendeten die Puppenspielerinnen für die Restaurierung der Orgel in Rorichum. Das Stück wurde im Rahmen der Moormerländer Ferienpass Aktion am 25. Juli im Oldersumer "Klottjehus" wiederholt.

Kurz vorher war Elke Deubers Tochter Jessica zum Team gestoßen. Wie die erwachsenen Spielerinnen merkte auch die Schülerin bald, dass Puppentheater kein Kinderspiel ist. Texte müssen gelernt, Stimmlagen und Handbewegungen einstudiert werden. Dabei ist Ausdauer gefragt. Dazu komm, dass jede Spielerin mehrere Parts übernimmt, vor allem aus Platzgründen: der Bühnenbau, der seinen Standplatz in "De lüttje Teestuv" in Oldersum hat, bietet nur beengten Raum. Die fünf Frauen müssen - mit hochgereckten Armen - auf knapp zwei Quadratmetern Stehfläche oft verschiedene Puppen gleichzeitig führen und rasch wechseln und dabei nicht nur ihre eigene Sache fest "in Kopf und Händen" haben, sondern auch ständig auf ihre Mitspielerinnen achten.

Probepausen sind selten. Schon im August begannen die Vorbereitungen für die Märchen-Inszenierung "Dornröschen" der Brüder Grimm, die am 26. Oktober in Veenhusen zur Uraufführung kam - mit besagtem kleinen Malheur. Es wurde beim Oldersumer Weihnachtsmarkt wiederholt und soll, vor allem für die Marktleute und Helfer, am 16. Januar wiederholt werden. Gleich danach geht es weiter mit dem Kasperlestück "Die gestohlene Großmutter". Premiere soll im Mai sein. "Wir wollen unseren Spielplan noch ausbauen und alle sind mit dabei", so Petra Hölzemann-Brands. "Wir würden gern auch in Schulen, Krankenhäusern und Altersheimen auftreten - Spiel, Spaß und Spannung hautnah im Kleinformat." Wie bisher sollen die Erlöse dann für soziale, historische oder kulturelle regionale Projekte eingesetzt werden.

Edeltraud Marzinek-Späth